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„Essen ist mehr als satt werden, Essen ist politisch geworden.“*

Der von Minister Özdemir vorgestellte Ernährungsreport 2024 entspricht nicht den Erfahrungen und Marktbeobachtungen der deutschen Imkereien. In diesem wird behauptet, 77 Prozent der Verbraucher würden darauf achten, dass die Lebensmittel, die sie kaufen, regional erzeugt werden. Weitere 70 Prozent der Verbraucher würden darauf achten, dass die Lebensmittel ökologisch erzeugt wurden. Und 68 Prozent würden Wert darauf legen, dass ein Lebensmittel umwelt- und ressourcenschonend produziert werde.

Nur 55 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher würden darauf achten, dass die Lebensmittel preiswert seien.

Im Honigmarkt ist zu beobachten, dass über 80 Prozent der Regalflächen mit ausländischem Billighonig zu Dumpingpreisen bestückt sind und dass die billigsten Angebote nahezu täglich nachgefüllt werden müssen. Honige für 2,29 Euro oder auch 4,49 pro 500 g können nur aus Asien oder aus ungeklärten Herkünften kommen, denn die Herstellungskosten eines Kilogramms Honig liegen in Deutschland je nach Sorte und Produktionsverfahren zwischen 9,35 und 15,80 Euro ungereinigter und unkonfektionierter Rohware. Die weitere Verarbeitung und die Kosten des Verkaufs führen zu einer Verdoppelung des Preises, sodass 500 g eines deutschen Honigs keinesfalls unter 9,35 Euro verkauft werden können, sollte das Geschäft nicht defizitär sein.

Würden die Kunden – wie 77 Prozent der Verbraucher vorgeben – wirklich Wert darauf legen, dass ein Lebensmittel regional erzeugt wird, dann würden die Verkaufsflächen in den Lebensmittelgeschäften auf diese Nachfrage angepasst werden.

Deutsche und europäische Imkereien aber haben trotz mittelmäßiger Honigernten ihre Lager voll, weil die Nachfrage nach hochwertigem einheimischem Honig eingebrochen ist und die Honigverarbeiter den Imkereien sittenwidrig niedrige Aufkaufpreise anbieten. Die 50.000 Tonnen zollfrei aus der Ukraine importierten Honige und die Flut von asiatischen Zuckersirupen, die ihren Weg in die europäischen Supermärkte finden, verfälschen nicht nur den Preis und dauerhaft die Erwartungen des Verbrauchers für das Preisniveau von Honig. Sie gefährden auch die Bestäubungssicherheit in Europa. Können Imkereien ihren Honig nicht gewinnbringend verkaufen, dann werden sie ihre Tätigkeit reduzieren und schließlich ganz einstellen. Als Folge droht ein dramatischer Rückgang an Bienenvölkern; die flächendeckende Bestäubung wird nicht mehr gewährleistet.

Der Präsident des Neuen Imkerbundes, Imkermeister Jürgen Binder, erklärt zum BMEL-Ernährungsreport 2024: „Die in einer Forsa-Umfrage gewonnenen Daten entsprechen nicht der Lebenswirklichkeit. Sie zeigen vielleicht auf, wie Verbraucher sich gerne verhalten würden, würden sie ihre eigenen Überzeugungen umsetzen. Der Honigmarkt zeigt, dass über 80 Prozent der Verbraucher weder Wert auf Herkunft, Regionalität, Qualität noch auf Geschmack legen. Das einzige Kriterium ist derzeit der Preis. Zu den Preisen, zu denen Honig oder honigähnliche Produkte international gehandelt werden, kann aber die deutsche Imkerei nicht produzieren. Um die Bestäubungssicherheit bei uns weiterhin zu gewährleisten, müssen entweder außereuropäische Importe mit einem Anti-Dumping Zoll versehen werden oder Biodiversitätsprämien pro gehaltenem Bienenvolk bezahlt werden. Bei einer Prämie von 300 Euro pro Volk und 1,5 Mio. Bienenvölkern sichert der Steuerzahler für 450 Mio. Euro die Bestäubung. Daher ist die Entscheidung, was wir essen, eine eminent politische Entscheidung“.

*Julia Klöckner, ANUGA 9.10.2021, Köln

Neuer Imkerbund e.V.

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