Food & Beverage

„Essen gehört auf den Teller, nicht in die Tonne!“

Essen gehört auf den Teller, nicht in die Tonne

Ein Drittel aller Lebensmittel wandert laut Welternährungsorganisation (FAO) jedes Jahr in den Müll statt auf den Teller. Umgerechnet sind das 1,3 Milliarden Tonnen an guten Lebensmitteln. Das ist nicht nur eine enorme Verschwendung, sondern auch eine unnötige Belastung für das Klima. Um hiergegen ein Zeichen zu setzen, fand am 28. September das Symposium „Besser retten, besser essen!“ in München statt. Knapp 100 Teilnehmende und Partner des Bündnisses „Wir retten Lebensmittel!“ waren bei der Abschlussveranstaltung zu Gast, bei der es neben vielen Vorträgen auch eine Verköstigung aus geretteten Lebensmitteln und einen Markt der Möglichkeiten gab.

Bis 2030 soll die Lebensmittelverschwendung in Deutschland halbiert werden – ein hochgestecktes Ziel, zu dem Bayern seinen Teil beiträgt. Im Max-Joseph-Saal der Residenz rief Staatsministerin Michaela Kaniber in ihren Grußworten dazu auf, für dieses Ziel alle Kräfte zu bündeln, über sämtliche Ebenen hinweg. Modellstudien sagen, dass selbst eine Reduktion von 10 % nur mit größten Anstrengungen zu schaffen ist. Die Staatsministerin zeigte sich jedoch entschlossen und machte klar, warum es sich zu kämpfen lohne: „Essen gehört auf den Teller, nicht in die Tonne!“.

Moderatorin Heike Zeller führte durch das Programm, welches eine Rückschau auf ausgewählte Projekte und Aktionen der Bündnispartner beinhaltete. Den Anfang machte Dr. Malte Rubach, aktuell Leiter des Bereichs Wissenschaft am Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn), der einen Film zu den 17 Maßnahmen vorstellte, die seit Gründung des Bündnisses 2016 angestoßen wurden. Darunter befinden sich z. B. die StockyApp, der Lebensmittelretter-Führerschein für Kinder und ein Food-Scanner. Details zu Letzterem erörterte Dr. Peter Muranyi vom Fraunhofer IVV. Der Scanner funktioniert durch Nahinfrarot-Sprektroskopie und ist zur schnellen Qualitätsbewertung und Haltbarkeitsabschätzung einsetzbar. Durch Voraussagen, wie lange bestimmte Produkt bei welcher Lagerung haltbar sind, kann man Verluste durch rechtzeitige Verwendung, Weiterverarbeitung oder alternative Verwertungswege reduzieren.

Im nächsten Vortrag stellte Till Schütte von der Molkerei Gropper die Supermarkt-Kampagne „Riech mich, schmeck mich“ vor. Die gemeinsame Kampagne mit Aldi hatte das Ziel, den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Angst vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu nehmen und stattdessen lieber mit den eigenen Sinnen zu prüfen, ob ein Lebensmittel nach Ablauf des MHD noch gut ist.

Dr. Gerold Hafner von der Universität Stuttgart zog mit seinem Vortrag „Zahlen, Fakten, Tools“ Bilanz zur Lebensmittelverschwendung. Als bestehendes Problem führte er an, dass noch nicht auf EU-Ebene geklärt sei, in welchem Maß man Lebensmittelverluste misst (CO2-Äquivalente vs. Masse). Deshalb seien die Zahlen oft unterschiedlich und untereinander nicht vergleichbar. Alex Brunner von den Tafeln gab im Anschluss einen Überblick zu einer logistischen Neuerung: Durch die Einführung eines Marktplatzes können die Tafeln so nun digital benötigte Mengen reservieren und anschließend abholen.

Den letzten Vortrag vor der Mittagspause hielt Silke Timm von RENN Süd über „Strategien für mehr bürgerschaftliches Engagement“. Die große Herausforderung läge darin, den einzelnen Bürger besser zu adressieren. Timm plädierte für eine Kultur des Miteinanders, denn nur im gemeinsamen Austausch könne etwas bewegt werden. Die innere Haltung eines jeden müsse sein: Auch ich kann etwas tun.

In der Mittagspause konnten sich Teilnehmende und Referenten bei einer Verköstigung aus geretteten Lebensmitteln von der Münchner Community Kitchen austauschen, zum Ideen-Board beitragen und den Markt der Möglichkeiten besuchen. Dort waren sieben Aussteller vor Ort, welche Mitmach-Aktionen und Projekte mit Bezug zur Lebensmittelrettung vorstellten. Dazu gehörten u.a. der Ingolstädter Klimaladen, die Lebensmittel Retter-Box oder der Verbraucherservice Bayern mit der Challenge „Wie kreativ sind Sie in der Resteküche?“.

Nach der Mittagspause waren die Kommunen als lokale Akteure an der Reihe: Die Referenten aus den engagierten Kommunen hielten jeweils zehnminütige Impulsvorträge zu ihren Kampagnen und Projekten und schufen so Inspiration für zukünftige Lebensmittelverschwendungsprojekte. Caro Stanzl vom Café Übrig in Freising berichtete, dass sie und die Mitglieder im Verein „Übrig“ gezielt Leute erreichen wollen, die noch nicht nachhaltig leben. Daraus entstand die Idee des Foodsharing-Cafés als bürgernaher Einstieg ins Thema Lebensmittelrettung. Das Konzept setzt sich aus dem Café-Betrieb mit Soli-Preis für Getränke nach eigenem Ermessen, Aktionen und Bildungsarbeit sowie dem Fair-Teiler zusammen, der aus kostenlosen geretteten Lebensmittel wie Backwaren besteht.

Daraufhin folgte der Vortrag von Michael Dudella und Jörg Häberle zur „Challenge für Bürger – Nachhaltiges Mering“, die von mehreren „Zukunfts“-Projekten berichteten wie dem ZukunftsKino, in dem Film zu Umweltthemen mit Referenten vor Ort regional heruntergebrochen werden. Die nächste Referentin Katharina Mühlebach-Sturm stellte das Bildungsprojekt Weltacker Landshut e.V. vor., welches mit sogenannten Weltäckern auf exemplarisch darstellt wie viel jeder Mensch an Ackerfläche zur Verfügung hätte, wenn die gesamte verfügbare Ackerfläche gleichermaßen aufgeteilt werden würde.

Birgit Bayer-Kroneisl und Maximilian Weidenhiller stellten den Klimaladen für Kinder vor. Die Botschaft: Jeder kann zum Klimaschutz beitragen. In den drei Bereichen Lebensmittel, Mode und Schule & Alltag dürfen Schülerinnen und Schüler ihre Produktwahl treffen. Am Ende des Einkaufs gibt es durch Smileys in den Ampelfarben Feedback zur Nachhaltigkeit des Einkaufs.

Den letzten Vortrag des Tages hielten Konrad Lang und Tobias Flakus aus Bernried: Ein Escape Room zum Thema Nachhaltigkeit führt Spielteilnehmer ins Jahr 2050, in dem Rätsel rund um das Klima gelöst werden müssen. Besonders für die Zielgruppe junger Erwachsener, die sonst schwer erreichbar ist, ist das Angebot sehr attraktiv.

Zum Abschluss wurden noch einmal alle Referenten auf die Bühne gebeten, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Mit einem Referentengeschenk bestehend aus Bier aus gerettetem Brot, einem Brotaufstrich aus gerettetem Gemüse und einen Holzschneidebrett wurden die Referenten verabschiedet. Mit den Schlussworten von Dr. Malte Rubach endete der Tag, an dem viele Impulse rund um das Thema Lebensmittel retten gesetzt wurden. Alle Einblicke und Erkenntnisse des Tages wurden zeichnerisch in Form eines Graphic Recordings von Matthias Schwert festgehalten.

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